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Whisky Review #58: Glenglassaugh Wood Finish Series (Peated Port, Port)

Glenglassaugh ist eine Brennerei, die bei mir einen geteilten Ruf hat. Zum einen gibt es unglaublich großartige alte Abfüllungen, zum anderen gibt es die jungen, neuen Abfüllungen, welche sich erst noch beweisen müssen. Und meiner Meinung nach können sie, zumindest aktuell, noch nicht mit der Qualität der Alten mithalten.
Heute gibt es dennoch Abfüllungen aus der neuen Wood Finish Serie: Den Port Finish und den Peated Port Finish. Ein guter Zeitpunkt um beide direkt zu vergleichen!

Glenglassaugh Wood Finish Series

Die beiden hier besprochenen Whiskys stammen aus der 2017 erschienenen Wood Finish Series von Glenglassaugh. Der Name verrät auch eigentlich schon das wesentliche Merkmal: Insgesamt vier verschiedene Whiskys wurden zunächst gelagert (Ex-Bourbon denke ich) und dann mit einem Finish versehen, zu deutsch also einer Nachreifung. Dabei handelt es sich um diese Versionen:

  • Virgin Oak Finish
  • Port Wood Finish
  • Peated Port Wood Finish
  • Pedro Ximenez Wood Finish

Man könnte jetzt sagen, dass das so dem aktuellen Stand entspricht, was in der Whiskyszene betrieben wird. Sherryfässer sind schon seit jeher ein gern gesehenes Mittel zur Reifung, und viele Whiskyproduzenten verwenden diesen Fasstyp zur Lagerung. Auch Portweinfässer sind mittlerweile häufiger anzutreffen. Nicht so häufig wie Sherry, aber dennoch findet man immer einen Whisky aus dem Portweinfass, wenn man sowas denn möchte. Virgin Oak, also frische Eichenfässer, kommen seltener vor. Aber Brennereien wie Deanston bieten auch einen Virgin Oak im regulären Sortiment an.

Heute will ich die beiden Port Varianten verkosten und natürlich mache ich mir vorher ein paar Gedanken dazu, was ich genau erwarte. Wie immer gilt, dass ich nicht so der "rauchige Typ" bin, also bin ich dem Peated Port  gegenüber tendenziell etwas skeptischer eingestellt, allerdings auch gespannter. Der Port Wood Finish überzeugt hoffentlich mit vollen, schokoladigen Noten. Portfässer an sich mag ich nämlich gerne! Ein kleiner Elefant steht natürlich noch in der Ecke des Raumes: Alle Whiskys der Serie sind ohne Altersangabe erschienen, lediglich das Abfülldatum lässt sich auf 2017 festlegen. Ob hier noch etwas Jugend im Spiel ist? Ich möchte es gerne herausfinden!

Ach ja, einen anderen Vergleich hätte ich gerne geboten, kann es aber aktuell nicht: GlenDronach hat vor kurzem einen Peated Port Wood auf den Markt gebracht. Und da beide Brennereien zum gleichen Konzern gehören (mittlerweile ja leider Brown-Forman) wäre hier ein Vergleich sehr spannend. Vielleicht kann ich den GlenDronach zu einem späteren Zeitpunkt nachliefern!

Glenglassaugh Port Wood Finish - Verkostungsnotizen

Glenglassaugh Port Wood Finish Flasche und Etikett.

Über den Whisky: Eigentlich wurde alles Wichtige bereits gesagt. Abgefüllt wurde dieser Whisky ohne Altersangabe, aber auch nicht kühl gefiltert, nicht gefärbt und mit guten 46% Alkoholgehalt.

 

Aroma: Direkt sehr weinig in der Nase. Ich bemerke dabei aber weniger Port, als viel mehr eine Trockenheit, wie man sie von Rotwein kennt. Fruchtig, relativ leicht und recht sauer in der Nase. Aber dann kommt eine erstaunliche Tiefe, dieser Whisky hat noch mehr zu bieten. Würzig-vanillig liegt im Hintergrund, ein wenig kommen Assoziationen zu Bourbon durch. Durchaus vielschichtig!

 

Geschmack: Zunächst sehr mild. Fast schon zurückhaltend. Dann braust der Whisky ordentlich auf, wird stark würzig mit Holzeinfluss und ein wenig Bitterkeit. Die Fruchtnoten sind erstaunlich zurückhaltend und es fehlt mir die Süße. Die Kombination aus fruchtig aber kaum süß ist schon besonders. Mich erinnert es etwas an einen Früchtetee, aber ohne Zucker. Dann getreidig und etwas stumpf im Mund.

 

Abgang: Mittellang. Würzig, relativ stark ausgeprägt Bitterkeit und sehr trocken.

 

Abschließende Gedanken: Puh, ein schwierig zu bewertender Whisky, denn es gibt ganz klar Licht und Schatten. Positiv ist, dass hier eine erstaunliche Tiefe und doch auch Komplexität dabei ist. Aber mir fehlen die klaren Port-Aromen, wie Vollmilch Schokolade oder kräftige Früchte. Mir ist hier alles etwas zu Holz betont. Insgesamt ein ganz guter Whisky, meinen persönlichen Geschmack trifft er aber nicht zur Gänze. 

 

Abschließende Bewertung: 4/7

Aromenübersicht Glenglassaugh Port Wood Finish 2017

Glenglassaugh Peated Port Wood Finish - Verkostungsnotizen

Glenglassaugh Peated Port Wood Flasche und Etikett

Über den Whisky: Die Rahmendaten unterscheiden sich nicht von der Port Wood Abfüllung. Allerdings wurde bei der Peated Variante getorftes Destillat verwendet. Dieser Highlandwhisky sollte daher eine, zumindest leichte, Rauchigkeit besitzen.

 

Aroma: Zunächst erstaunlich kräftiger Rauch, der sich aber mit der Zeit etwas legt. Darunter eine schöne fruchtige Süße. Vor allem Himbeeren drängen sich mir auf. Würzigkeit kommt dazu, etwas trockenes Holz. Dieses Aroma geht in eine leichte Muffigkeit über. Spannend, das könnte was werden...

 

Geschmack: Sehr cremig, voll. Äußerst angenehm im Mundraum. Schön süß, vanillig. Fruchtig mit einem Einschlag in Richtung Waldbeeren und ein überraschend dezenter Rauch. Nach dem Aroma hätte ich die Rauchkomponente stärker erwartet. So passt sie sich gut ein. Im Hintergrund schwingt etwas floral-blumiges mit. Gefällt mir gut!

 

Abgang: Der Rauch kommt hier doch etwas stärker durch, ist aber insgesamt noch dezent. Vom Niveau vielleicht etwas über einem Highland Park 12, aber auf keinen Fall auf Islay-Stärke! Ein süßer, leicht würziger Nachklang bleibt und legt sich angenehm in den Mund.

 

Abschließende Gedanken: Ein solider Single Malt. Der Rauch ist nicht zu kräftig und passt doch ganz gut zu dem Portfässern, die ihren süßen Teil zum Gesamteindruck beitragen. Preislich fair, aber etwas älter könnte er noch werden.

 

Abschließende Bewertung: 5/7

Ein abschließender Vergleich

Aus der Bewertung ist es ja schon zu erkennen. Ein kleiner Sieg für die rauchige Variante, und das nach meiner Meinung. Wer hätte es erwartet ... 
Insgesamt sind beide Glenglassaughs gute Whiskys, die mit ca. 45€ auch kein zu heftiges Loch in den Geldbeutel reißen. Allerdings fehlt mir hier doch etwas der Einfluss der Portfässer. Ich hätte mir mehr Tiefe, mehr Süße, mehr Schokolade gewünscht. Vielleicht liegt das aber auch an der Weihnachtszeit, wo es wohl nicht süß genug sein kann. Der Peated Port bietet etwas mehr Komplexität, das Rauch-Niveau ist für mich sehr stimmig. Beide Vertreter dürften allerdings auch noch ein wenig länger im Fass bleiben, sonderlich alt sind sie beide bestimmt nicht!

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