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Whisky Review #53: Ancnoc- Flaughter "Muss es denn wirklich immer Rauch sein?"

AnCnoc Flaughter

Heute geht es um eine einfache Frage: Warum muss es denn immer mit Rauch sein? AnCnoc ist eine Brennerei, die ich sehr für ihre Standards schätze. Die sind auch so schon kräftig genug, Rauch empfinde ich als unnötig. Ich habe mir jetzt also mal den Flaughter vorgeknöpft und frage mich bei der Verkostung, ob er wirklich einen Vorteil gegenüber den "normalen" Abfüllungen der Brennerei bietet.

Muss es denn immer Rauch sein?

Ich habe es schon häufiger gesagt, und häufige LeserInnen können es bestimmt nicht mehr hören, aber: Rauchiger Whisky ist gar nicht so unbedingt meins. Eine leichte Rauchnote ist was feines, sie fügt Komplexität hinzu, bietet sie doch weitere Geschmacksnuancen, die sonst einfach nicht da wären. Auch die Tradition des rauchigen Whiskys weiß ich zu schätzen. Früher wurde einfach Torf verwendet, daran gibt es nicht viel zu diskutieren. Es ist also wohl eher mein Glück, dass es heutzutage auch ohne geht. Klar, manchmal darf es auch ein Lagavulin oder Ardbeg sein. Aber mein Jagdgebiet ist ein anderes.

In den letzten Jahren ist es mir vermehrt aufgefallen, dass viele Brennereien, die eigentlich gar nichts mit rauchigem Whisky am Hut haben, eine rauchige Variante auf den Markt gebracht haben. Vielleicht um der alten Tradition zu folgen, vielleicht aber auch einfach, da Rauch momentan "in" ist. Der geneigte Whiskytrinker steht momentan wohl eher auf rauchigen Whisky - Peatheads halt! Die Beispiele sind zahlreich: GlenDronach peated, AnCnoc mit dem hier besprochenen Flaughter (und anderen wie dem Peatlands), Glenglassaugh hat auch rauchige Whiskys seit der Wiedereröffnung, früher gab es das wohl seltener bis gar nicht. Die Liste lässt sich bestimmt einfach erweitern. 

Ich frage mich nur, warum machen die das? Nicht immer ist es eine gute Idee ein funktionierendes Produkt "umzustellen". Never change a winning team, oder so. Heute nehme ich mir also AnCnoc vor, eine Brennerei, zu der ich hier sehr wenig geschrieben habe, die ich aber dennoch schätze. Der 12er ist ein wirklich erstklassiger Standard, der für wenig Geld viel Charakter bietet. Ich bin gespannt, ob der Flaughter mir mehr bringt, im Preis schlägt er auf jeden Fall kräftiger zu!

AnCnoc Flaughter - Verkostungsnotizen

AnCnoc Flaughter Flasche

Über den Whisky: Besonders viel kann ich euch über den Flaughter nicht erzählen. Er ist 2014 auf den Markt gekommen und trägt keine Altersangabe. Benannt wurde er nach dem Spaten, mit dem Torf gestochen wird. Der Rauchgehalt ist mit 14,8ppm eher gering. Aber diese Zahl will ja nicht besonders viel heißen. Immerhin 46% und weder kühl gefiltert noch gefärbt! 

 

Aroma: Von wegen nur leicht rauchig, da 14,8ppm. Das riecht schon fast nach Islay aus dem Glas. Kräftiger, trockener Rauch. Hinter dem Rauch liegt eine deutliche Vanillesüße. Insgesamt eine angenehme, aber wenig komplexe Sache. Ganz leichte Zitrusfrucht, hinten links in der Ecke.

 

Am Gaumen: Zurückhaltend im Antritt. Relativ mild, kaum etwas vom Alkohol ist zu verspüren. Leichte süße, Vanille. Ganz wenig Holzeinfluss, aber immerhin auch keine metallische Jugend. Der Rauch ist deutlich vorhanden, aber doch nicht auf Islay-Niveau. Eher trocken, Lagerfeuer am Strand.

 

Abgang: Leicht scharfer Antritt im Abgang. Sehr trocken, Holz getragen, Eiche und ordentlich Rauch. Der Rauch verbleibt auch recht lange, insgesamt nett, aber auch nicht übermäßig komplex.

 

Abschließende Gedanken: Den letzten Satz aus dem Abgang könnte ich hier übernehmen. Ja, der Whisky ist ganz angenehm zu trinken. Aber komplex ist das alles nicht. Eigentlich gibt es nur zwei Aromen: Süße Vanille und trockener Rauch. Einigen wird das ausreichen, ich finde es - direkt gesagt - recht langweilig. Muss ich nicht erneut haben, ich bleibe beim 12er. Davon bekomme ich auch 2 Flaschen bei diesem Preis!

Muss es also immer Rauch sein? Natürlich ist das eine blöde Frage, die sich doch jeder selbst beantworten soll. Aber in diesem Fall muss ich mal wieder feststellen: nein!

 

Kategorie: Scotch Single Malt Whisky

Destille: AnCnoc (Highlands)

Preis: 51-100€ (~55€)

46%

Kältefiltration: Nein

mit Farbstoff: Nein

  

Mehr Informationen:

Whiskybase

AnCnoc

AnCnoc auf A Dr(e)am of Sea

 

Abschließende Bewertung: 4/7

Aromenprofil Tomatin Decades

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