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Whisky Review #46: Highland Park - Valkyrie & Voyage of the Raven

 

Liebe Whiskyfreunde,

 

ja, heute gibt es mal wieder eine direkte Anrede in Richtung von euch Lesern. Was soll ich denn auch machen, als diese beiden Whiskys etwas theatralisch vorzustellen? Hier geht es immerhin um die ganz großen Themen: Wikinger, Dunkelheit, Sagen und Mythen, Schiffe, Holz, RABEN! Mensch, da muss man doch aufgeregt werden. Anders könnte ich auch sagen, es geht um: Marketing, NAS, Vermarktung und schicke Verpackungen. Äußeres über Inneres und natürlich den Verrat an uns Whiskytrinkern.

 Ok, genug von dem Quatsch. Heute verkoste ich zwei Abfüllungen von Highland Park, welche das neue Branding der Brennerei, mehr oder weniger, einläuten. Ich muss zugeben, dass ich mich auf die Verkostung eigentlich gefreut habe. Eigentlich. Highland Park war eine dieser "go-to" Brennereien in meiner Whiskyanfangszeit. Der 12 Jahre alte Whisky war ein perfekter Einsteiger (ob er es noch ist werde ich bald testen, die Flasche ist schon da!) mit etwas Rauch, etwas Sherry und mehr als etwas lecker. Die 18er Abfüllung war zu der Zeit noch erschwinglich und dafür extrem gut, und vom 21er habe ich hier ja schon geschwärmt. Doch dann ging es irgendwann los mit immer mehr NAS Abfüllungen, die zwar einen "tollen" Namen hatten, aber darüber nicht so viel geboten haben. Den Harald würde ich meinem ärgsten Feind nicht antun wollen! Ich wundere mich schon arg, wieso eine Brennerei ihre jungen Fässer so raushaut und damit wohl auch für die Zukunft nicht so richtig vorbauen kann. Ich kann es mir zumindest kaum vorstellen. Für mich gilt seitdem: Highland Park gefällt mir, aber nur wenn ein Alter auf der Flasche steht. Von NAS war ich hier wirklich immer enttäuscht.

Zurück zu den beiden heutigen Kandidaten. Der Valkyrie und Voyage of the Raven erscheinen nun (der Valkyrie ist schon etwas länger zu haben) im neuen Gewand von Highland Park. Auch die Standardrange hat neue Flaschen bekommen und - bestimmt viel wichtiger - jeweils einen passenden Namen. Vinking Scars, Viking Honour und Viking Pride ist jetzt der Untertitel zu 10er, 12er, und 18er. Das Marketing scheint seinen Heiligen Gral in der Vergangenheit der Orkneys gefunden zu haben. Die 1798 gegründete Brennerei hat nämlich eigentlich nichts mit den wilden Rabauken von vor 1000 Jahren zu tun. Gefreut habe ich mich dennoch auf die Flaschen, denn ich will Highland Park zumindest die Chance auf Rehabilitierung geben. Ob man jetzt auf diese Marketing-Masche steht, lasse ich einfach zu Diskussion. Meine Meinung? Ich mag die neuen Flaschen, ja. Das Aussehen gefällt mir. Aber am Ende zählt der Inhalt, die Verpackung kann nichts "nach oben ziehen", wenn nichts zum ziehen da ist.

Wie ist eure Meinung? Lasst es mich wissen in den Kommentaren oder auf Facebook!

Wenden wir uns jetzt also den inneren Werten dieser Whiskys zu. Angefangen mit dem älteren "Valkyrie".

 

Highland Park - Valkyrie

Verpackung Highland Park Valkyrie

 

Über den Whisky: Die Verpackung des Valkyrie wurde von Jim Lyngvild entworfen und soll an die namensgebenden Valkyren erinnern. Diese Reiterinnen der nordischen Mythologie holten die gefallenen Wikinger vom Schlachtfeld ab und brachten sie nach Valhalla. Der Whisky schmeckt also nach Tod und Verderben? Nach Pferd? Oder nach Valhalla? Wie dem auch sei, abgefüllt wurde er immerhin mit vernünftigen 45,9%.

 

Nase: Ausgekohlter Holzscheit, der noch vom letzten Abend im Kamin liegt. Dann kommt eine dicke Ledernote. Weiter geht es floraler, leichter. Die Highland Park typische Heidenote kommt mir in den Sinn. Wie eine Heidelandschaft, wenn die Sonne scheint. Etwas erdig, blumig, leichter werdend. Ganz im Hintergrund versteckt sich eine Zitrusnote, ich würde hier tatsächlich auf Zitrone tippen.

 

Geschmack: Erstaunlich voll und cremig. Die knapp 46% tun der Valkyrie gut. Eine angenehme Sherrynote und Süße entwickelt sich. Ausgekratzte Vanilleschote. Zum Ende hin deutlich Tabakblatt und nur dezenter Rauch.

 

Finish: Hier kommt der Rauch dann stärker zur Entfaltung. Der Rauch ist relativ trocken, wenn man die Heidelandschaft aus der Nase anzünden würde, dann hätte man vielleicht diesen Rauch. Ein verkohlter Busch. Etwas Holz spielt hier dann auch mit, und würzige Noten kommen hinzu. Allerdings maximal Mittellang.

 

Abschließende Gedanken: Was soll ich nun zu diesem Ritt sagen? Der Valkyrie ist kein schlechter Whisky. Eigentlich ein relativ typischer Highland Park. Aber besonders ist er nun auch nicht. Die Rauchnote ist etwas ausgeprägter als sonst, und man bekommt halt die Heidenoten und leichte Süße dazu. Allerdings wird ein Preis von 70€ ausgerufen, und der ist definitiv zu hoch.

 

Kategorie: Single Malt Scotch Whisky

Destille: Highland Park (Islands)

Preis: 51 - 100€ (~70€)

45,9%

Kältefiltration: ?

mit Farbstoff: Nein

 

Mehr Informationen:

Whiskybase

Highland Park

Highland Park auf A Dr(e)am of Sea

 

Abschließende Bewertung: 4/7

 

Highland Park - Voyage of the Raven

Verpackung Highland Park Voyage of the Raven

 

Über den Whisky: Der Voyage of the Raven ist eigentlich eine Duty Free Abfüllung. Abgefüllt wurde mit eher laschen 41,3% Alkohol. Viel mehr findet man über diesen Whisky auch nicht. Lassen wir uns also überraschen, wohin die Reise wohl geht.

 

Nase: Verkohltes Heidekraut. Dann irgendwie floral und kräuterig, könnte Majoran sein? Leichter Rauch. Insgesamt sehr flach und wenig Volumen.

 

Geschmack: Leicht, mild und rund. Man könnte auch sagen: dünn. Hier fehlt die Kraft, wer kommt auch auf die Idee mit 41,3% abzufüllen? Etwas Eiche und leichter Rauch. Minimale Süße. Auch hier trockener Rauch, nicht torfig. Wenig Ausdruck, immerhin schmeckt man keinen Alkohol.

 

Finish: Kurz. Allerdings doch kurz alkoholisch scharf. Dann kommt ein kleines bisschen Eiche, etwas Rauch verbleibt am Gaumen.

 

Abschließende Gedanken: Ihr merkt es ja selbst, ich habe mich schwer getan hier überhaupt viele Aromen rauszubekommen. Der Rabe ist schwer abgestürzt. Setzt man den Voyage of the Raven ins Verhältnis zu seinem Preis, ist das schon fast eine Frechheit. Was bleibt Positives? Mir gefällt die Verpackung und der Whisky ist trinkbar. Das rettet ihm vor dem totalen Untergang. Kauft euch lieber 2 Flaschen Highland Park 12 Jahre, oder legt etwas mehr drauf und kauft euch eine Flasche 18er, wenn ihr die mal billig findet. Oder kauft euch einen Whisky im gleichen Preissegment und werdet glücklicher. 

 

Kategorie: Single Malt Scotch Whisky

Destille: Highland Park (Islands)

Preis: 51 - 100€ (~70€)

41,3%

Kältefiltration: ? (wahrscheinlich)

mit Farbstoff: ?

Mehr Informationen:

Whiskybase

Highland Park

Highland Park auf A Dr(e)am of Sea

 

Abschließende Bewertung: 2/7

 

Was bleibt?

 

Oben habe ich geschrieben, dass ich der Brennerei eine Chance zur Rehabilitierung geben wollte. Nun, die ist kläglich gescheitert. Ich werde keinen Highland Park ohne Altersangabe mehr verkosten, kaufen oder trinken. Das hat sich wirklich erledigt. Den 12er werde ich demnächst mal hier besprechen und ich bin mir sicher, dass der eine bessere Bewertung einfahren wird. Die Marketingabteilung hat hier ganze Arbeit geleistet, die Aufmachung gefällt mir. Aber es geht ja im die inneren Werte und die sind beim Valkyrie in Ordnung und beim Raven nicht vorhanden. Entschuldigung, aber so nicht!

 

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