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Whisky Review #28: Tomatin - Legacy "Cocktail Zeit"

 

Als Whiskyfreund, Liebhaber, Sammler, Genießer, wie auch immer ihr uns nennen wollt, gibt es ein paar schwierige Themen. Zumindest angeblich schwierige Themen! Ich versuche, hier Woche für Woche einige dieser Themen aufzugreifen. Das "richtige" Glas, ob Alter Whisky wirklich besser macht, den Einfluss von NAS oder eine rein subjektive Bewertung von Marketing und Verpackung. Ich habe schon über Vieles geschrieben.

Heute geht es an ein weiteres solcher Themen: Whisky Cocktails. 

 

Meine Themenfindung findest meistens spontan statt, einfach ein Einfall. In diesem Fall war ich allerdings das Opfer der bösen, ja schon fast dämonischen Marketingabteilung von Tomatin. Bei meiner letzten Bestellung des Wood und des Fire lag ganz unscheinbar ein kleines Heftchen mit im Karton. Marketing-Blabla. Nur dieses war nicht nur qualitativ gut aufgemacht, sondern auch irgendwie insgesamt ganz ansprechend. Thema: Tomatin Whisky und Cocktails. Hübsche Bilder, Rezepte, Geschmacksnotizen - kurz: Ein "rundum-sorglos-Paket". Welch glücklicher Zufall, dass es einen Geburtstag zu feiern gibt (wenn ihr es lest "gab"), da können Cocktails nie verkehrt sein. Ich wollte es also ausprobieren.

Zurück zur eigentlichen Einleitung. Whisky Cocktails erscheinen mir eigentlich nicht wirklich ansprechend. Entweder man nimmt einen recht günstigen Whisk(e)y und versucht den Geschmack mit anderen Zutaten zu überdecken, oder man nimmt einen besseren, sprich teureren, und verschwendet diesen. So ganz glücklich werde ich also so oder so nicht. Allerdings gilt auch: Sag' niemals nie! Angefixt von einer blöden Marketingmasche (noch einmal: Sei verdammt dämonischer Marketingkecht!), der passenden Gelegenheit (Herzlichen Glückwunsch!) und getrieben von unendlichem (Wissens-)durst stürze ich mich also in die unheilvolle Welt des Panschens. Ich meine natürlich, dass ich für diese Verkostung hoch professionell Cocktails zubereitet habe!

Um es etwas spannender zu machen, verkoste ich den Whisky natürlich auch erst pur, immerhin soll man den Tomatin Legacy angeblich auch so gut trinken können. Ihr bekommt also euer Standard-Review, nur erweitert um die Cocktailabteilung. Vielleicht sollte ich das ja immer so machen, was sagst du, Highland Park 21? Wo willst du denn hin ....? Komm zurück!

 

Seltsam...

Tomatin Legacy Etikett

Tomatin - Legacy

 

Über den Whisky: Wie oben schon geschrieben: Man nimmt nicht den teuersten Whisky für einen Cocktail. Der Legacy ist das Einstiegsangebot von Tomatin. Kein Alter, 43%. Mehr erwarte ich allerdings auch nicht unbedingt. Die Lagerung erfolgt zu 85% in First Fill Bourbonfässern und zu 15% in Virgin Oak Fässern. Damit ist jeweils eine volle Lagerzeit gemeint, es findet eine Vermählung, kein Finish statt! Für einen Einsteiger ist das sogar ein spannendes Konzept. Der Fassmix schreibt aber auch: Kurze Lagerzeit!

 

Nase: Recht alkoholisch, etwas rau. Definitiv ein junger Whisky, der Alkohol wirkt noch nicht richtig integriert. Riecht schon fast wie ein Wodka. Dazu kommt ein wenig Vanille und frisches Holzfass. Das First-Fill Bourbon Fass schlägt wenig durch. Dazu ein wenig Zitrusfrucht, passend zur Bitterkeit vielleicht eine Grapefruit.

 

Geschmack: Leicht, zurückhaltend. Leichte Süße und auf jeden Fall Zitrusfrucht. Ein Hauch Zitrone, Grapefruit und etwas Vanille. Erinnert mich leicht an den Auchentoshan American Oak, der auch in First Fill Bourbon reifte. Allerdings ist der Whisky auch geschmacklich jung und wenig weit gereift. 

Abgang: Ziemlich kurz, der Whisky verschwindet recht schnell geschmacklich. Dabei ist er ziemlich bitter,mit viel Eiche. 

 

Abschließende Gedanken: Gut, wir müssen uns im Klaren sein, über welche Preisklasse wir hier reden. Der Legacy kämpft im günstigsten Single Malt Segment von knapp über 20 Euro. Meine Einteilung in die Gruppe von 0-50 Euro ist selbstverständlich nur bedingt fair. Ein 40 Euro Whisky kostet immerhin das Doppelte! Aber es gibt ja ein wenig Konkurrenz, sogar hauseigen: der 12 Jahre alte Tomatin kostet vielleicht 5 € mehr. Wie stehe ich zum Legacy? Ganz simpel: Da wäre mehr drin gewesen! Die Fasskombination klingt spannend, erweist sich beim Trinken aber als zu wenig einflussreich. Wahrscheinlich ist hier wirklich sehr junger Whisky in der Flasche (3 oder 4 Jahre? Ich denke nicht, dass er auch nur nahe an die 10 Jahre kommt!) und das merkt man leider. Metallisch, jung, wenig rund und bei 43% recht sprittig. Mein Rat: Lieber 5 Euro mehr investieren und den 12 Jahre alten Tomatin kaufen. Der ist auch für Einsteiger geeignet, bietet aber ein deutlich runderes Gesamterlebnis.

 

Kategorie: Single Malt Scotch Whisky

Destille: Tomatin (Highlands)

Preis: 0-50€ (~25€)

43%

Kältefiltration: Ja

mit Farbstoff: Ja

 

Mehr Informationen:

Tomatin

Whiskybase

 

Abschließende Bewertung: 3/7

Whisky Cocktail: Toma'Tin & Tonic

 

 

Zutaten:

35ml Tomatin Legacy

ein Spritzer Zitronensaft

Indian Tonic Water

 

Ok, eigentlich kein klassischer Cocktail, sondern ein Longdrink. Hey, dieses Barkeeperzeugs ist für mich halt Neuland!

 

Nase: Das Tonic Water dringt natürlich ziemlich gut durch, es macht ja auch einen Großteil des Drinks aus. Die Nase ist also eine Mischung aus bitteren Noten, Zitrus - logischerweise vor allem Zitrone - und einer leichten Süße.

 

Geschmack: Mit den originalen 35cl Whisky ist der Cocktail recht stark. Beim zweiten Versuche habe ich 25cl genommen, dadurch wird die ganze Nummer deutlich angenehmer. Erfrischend, zitronig-sauer mit dem typischen Tonic Water Geschmack. Der Whisky wird ziemlich übertüncht, ein bisschen Süße und vor allem die Kraft und Tiefe im Cocktail kommen bestimmt vom Tomatin.

 

Abgang: Einen nennenswerten Abgang gibt es nicht. Prickelnd, leicht bitter und immer noch spritzig.

 

Abschließende Gedanken: Auf jeden Fall handelt es sich hier um ein spannendes Experiment. Zumindest für mich. Der "Toma'Tin & Tonic" ist eine seltsame Kombination aus Whisky Sour (in diesem Fall ohne das "e") und einem Gin Tonic. Nur eben ohne Gin. Ist das Experiment geglückt? Nun, hier ist es bestimmt ein extremer Fall von "Geschmackssache". Ich trinke meinen Whisky weiterhin lieber pur. Und greife beim nächsten Mal sowieso zum nur unwesentlich teureren 12 Jahre alten. Aber an einem lauen Sommerabend, da könnte man sich diese Kombination schon schmecken lassen.

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